Archiv der Kategorie: Paartherapie

lachen

Heute schon gemeinsam gelacht?

Forscher der Universität in North Carolina haben 71 Paare über ihr erstes Treffen befragt und dabei gezählt wie oft sie gemeinsam und getrennt lachten.

Ein Ergebnis der Studie war, dass Paare, die öfter gemeinsam lachten eine höhere Qualität ihrer Partnerschaft basierend auf Unterstützung und Nähe empfinden.

Geschlechtsunterschiede in der Anzahl der Lacher waren auch zu verzeichnen – 62% kam von den Frauen. Das Lachen der Männer hingegen war ansteckender und brachte die Frauen oft dazu mitzulachen.

Zwar unterstützt frühere Forschung diese Annahme, jedoch sind 71 Paare eine sehr geringe Stichprobengröße. Auch stellt sich die Frage nach weiteren Einflüssen: Verfassung, Stimmung, Persönlichkeit, … Die Studie bietet also einen kleinen Einblick in die große Welt der glücklichen Partnerschaften.

 

Hier gehts zur Studie: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/pere.12095/abstract

Bildquelle: pixabay/macadam13

 

Wo liegt der Teufel im Kreis? – Paarkonflikte und Persönlichkeit

In seinem 1975 veröffentlichten Buch “Die Zweierbeziehung” entwickelte Jürg Willi das heute weltweit bekannte Kollusionskonzept. Damit meint er das unbewusste neurotische Zusammenspiel eines Paares, was soviel bedeutet wie ein unausgesprochenes Einvernehmen der Partner, sozusagen ein “geheimes Einverständnis”.

Eine eingespielte Beziehung hat ihr Muster, jeder der Partner findet seinen Platz. Und ein Paar findet Grenzen. Grenzen haben in einem System und somit auch in einer Zweierbeziehung einen hohen Stellenwert. Zum einen eine Innengrenze (die Partner grenzen sich voneinander ab) und zum anderen eine Außengrenze (so grenzt sich das Paar gegenüber anderen Personen ab).

Eine gesunde Beziehung zeichnet sich durch klare Außengrenzen ab. Die Beziehung der Partner zueinander hat etwas typisches für dieses Paar. Die Partner fühlen sich als Paar und gestalten gemeinsam ihr Leben. Zugleich sind sie auch innerhalb der Beziehung klar voneinander unterschieden und individuell, was sie gegenseitig respektieren. Ansonsten können zwei andere Arten von Beziehungen unterschieden werden:

Paare mit starren Innengrenzen und diffusen Außengrenzen. Diese errichten häufig aus Angst vor Selbstverlust und zu großer Intimität einen Schutzwall zwischen sich. Verbindungen zu außenstehenden Personen sichern zusätzlich die Abgrenzung gegenüber dem Partner.

Außerdem gibt es Paare mit diffusen Innengrenzen und starren Außengrenzen. Die totale Symbiose wird angestrebt. Auf Dauer überfordert diese unrealistische Erwartung die Partner.

In Paardynamiken pendelt sich laut Willi auf die Dauer eine “Gleichwertigkeitsbalance” ein. Oft scheint es auf den ersten Blick so, als gäbe es einen Herrscher und einen Beherrschten, oder einen Sieger und einen Besiegten. Oft werden (unbewusst) subtile, manipulative Mittel eingesetzt, um den Partner zu beherrschen. Wird eine Gleichwertigkeit z.B. durch einen scheinbaren Sieg eines Partners im Streit gestört, hat der vermeintlich Besiegte wiederum die Möglichkeit, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Subtil oder destruktiv  (z.B. Weinen, Davonlaufen, Alkoholrausch, …). Und schon beherrscht der scheinbar Schwächere den scheinbar Stärkeren.

Vereinfacht gibt es laut Willi vier Grundthemen, mit denen sich jedes Paar bei der Gestaltung ihrer Beziehung auseinander zu setzen hat:

  1. Die Narzisstische Kollusion
    • Entwicklung von Selbstständigkeit/Selbstwertgefühl <–> Verwirklichung durch den Partner
  2. Die Orale Kollusion
    • Ausmaß und Verteilung von Fürsorge, Helfen und Übernahme von Verantwortung für den Anderen
  3. Die Anale Kollusion
    • Beherrschung, Kontrolle, Macht <–> Abhängigkeit und passive Hingabe
  4. Die Phallische Kollusion
    • Klassische Geschlechterrollen <–> entgegengesetzte Tendenzen

Der Begriff Kollusion meint, dass bei beiden Partnern ein gleichartiger unbewältigter Grundkonflikt besteht, der von einem regressiv und vom anderen progressiv ausgetragen wird. Es entsteht der Eindruck, dass der eine Partner geradezu das Gegenteil des anderen ist, dabei handelt es sich lediglich um zweo Pole der gleichen Thematik. Diese Rollenverteilung bewirkt einen Teufelskreis, eine Verklammerung der Partner. Jeder hofft durch den Anderen von seinem Grundkonflikt erlöst zu werden.

Oft entwickeln sich immer extremere Positionen der Partner. Auf Dauer kann der Progressive nicht ertragen, dem Partner jene regressive Befriedigung zu geben, die er sich selbst versagt. Der Regressive kann den Partner nicht mehr leiden, weil ihn das Angewiesensein auf dessen Hilfe kränkt. So schlägt das Zusammenspiel der Partner in eine destruktive Kollusion um. Das, was anfangs die Anziehung der Partner bewirkt hat, wird schließlich zur Ursache des Konfliktes.

Das Konzept von Willi ist psychoanalytisch, beinhaltet jedoch ebenso verhaltenstherapeutische und systemisch-familientherapeutische Verfahren.

Ist eine Partnerschaft aus dem Lot geraten, ist ein Ziel das Einspielen eines flexiblen Gleichgewichts. Beispielsweise durch eine Paarberatung oder Paartherapie können die Kollusionsthemen zu einer beidseitigen Bereicherung werden.

Partnerschaft trotz Generation Y?

Die Feststellung, dass eine ganze Generation der Liebe nicht fähig sein soll, liegt gerade im Trend. Meistens geht es dann um die Generation Y. Ob erfundenes Konstrukt oder nicht, dieser Begriff spukt in einigen Köpfen über Menschen, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden.

Was ist aus der Generation der eine Millionen Möglichkeiten bezüglich dem großen Begriff Liebe geworden? Autoren wie Michael Nast diagnostizieren ihr Beziehungsunfähigkeit. Damit füllt er Hallen. Thirtysomethings jubeln, wenn er sagt, sie würden vor lauter Selbstinszenierung, Selbstoptimierung und Selbstverwirklichung an der Liebe scheitern. Statt Haus, solide Partnerschaft, Kind und Hund wie die Eltern, hat die Generation Y Fitnessstudio-Verträge, Tinder-Dates, lässige Jobs und Selfies. Findet Anklang. Jedoch etwas platt.

Das statistische Bundesamt ist da etwas romantischer: Die Scheidungsrate in Deutschland sinkt seit 2004, Ehen halten zwei Jahre länger als noch vor zwei Jahrzehnten. Was die Generation Y jedoch im Moment treibt, wird erst in einigen Jahren in den Statistiken zu lesen sein. Vielleicht durchbricht sie ja tatsächlich den Trend der sinkenden Scheidungsraten, vielleicht halten ihre Ehen nur bis zum nächsten Tinder-Date.

Die Frage ist, warum eine klassische Partnerschaft mit Liebe und Treue bis ans Lebensende, wie sie übrigens der Generation Y meistens schon nicht mehr vorgelebt wurde, nicht mehr unbedingt als Jackpot unter den Beziehungsformen gilt?

Wahrscheinlich bieten sich schlicht mehr Möglichkeiten. Millionen Möglichkeiten, die alle leichter erreichbar sind als sie es noch für die Eltern waren. Das zeigt der große Teil der Menschen, die als Y-, Why-, Millennial- oder Tinder-Generation mitgelabelt werden. Manche sogar verheiratet. Manche sogar mit Haus, Hund und Kind. Manche werden niemals in einer Partnerschaft leben.

Doch vielleicht gerade aufgrund der zahlreich möglichen Lebensentwürfe schwappt hier und da etwas Wehmut über. Eine junge Journalistin klagte kürzlich in der Onlineausgabe der FAZ in einem Text mit dem Titel: “Warum meine Generation zu blöd für die Liebe ist”: “Wir sind wie Kinder in einem Spielzimmer, das so überfüllt ist, dass wir eine neue Modelleisenbahn brauchen, weil wir die alte nicht mehr finden. Ich wäre gern wie ein Kind, das seinen Teddy auch dann noch liebt, wenn sein Fell an Glanz verliert.”

 

 

Bildquellenangabe: Esther Stosch  / pixelio.de