Ein Lob an Beziehungen – Was braucht es für eine offene Beziehung?

Nichts ist für unser Leben essenzieller als die Beziehungen die wir knüpfen. Zu den meisten Beziehungsformen schießen uns sofort Meinungen, Vorurteile und die unweigerliche Frage in den Kopf: Wäre das was für mich? Dieser Text will Antworten darauf finden, ob und wie eine offene Beziehung gelingen kann mit all den Gefühlen, die in einer Partnerschaft eine Rolle spielen. Wir gehen auf die Suche nach Motiven, Freiheiten, Ängsten und dem was Liebe ausmacht.

von Sophie Nündel

Jeder von uns steht in Beziehung zu anderen Menschen. Sie halten uns gesund, sind essenziell für unser gesamtes Leben und unsere Lebensqualität. Der Spruch „Niemand ist eine Insel“ beschreibt wohl schlichter als jeder andere, was für ein soziales Wesen der Mensch tatsächlich ist. Babys, die in Experimenten ohne jeglichen menschlichen Kontakt auskommen mussten, starben nach kurzer Zeit. Auch wenn gleichzeitig alle sonstigen Grundbedürfnisse erfüllt wurden – Nahrung, Sauberkeit, Licht. Haben wir keine engen Bindungen zu anderen Menschen, so sterben wir psychisch ab. Gleichzeitig ist es oft unheimlich schwer Beziehungen aufrechtzuerhalten oder zu führen, die für beide Seiten erfüllend sind und glücklich machen. Besonders die Partnerschaft, die oft die wichtigste und sicherste Beziehung darstellt, spielt eine große Rolle. (Pontes, 2013)

Das Thema dieses Artikels sind offene Beziehungen. Eine offene Beziehung ist eine feste Partnerschaft, in der es beiden Partnern erlaubt ist sexuellen Kontakt zu anderen zu haben während beide davon wissen, damit einverstanden sind und dies auch explizit ausgesprochen haben. Wenn Menschen die Tendenz haben mehrere Menschen gleichzeitig lieben zu wollen und mit ihnen allen außerdem eine Partnerschaft führen, von der alle Beteiligten wissen, so handelt es sich um Polyamorie. Im Fall der Hochzeit mit all diesen Menschen, spricht man von Polygamie. (Yankovic, 2016)

Genau wie in einer „geschlossenen“ Partnerschaft setzen Menschen zumeist auch in anderen Beziehungsformen gewisse Grenzen. In einer offenen Beziehung wird oft an dem Punkt eine Grenze gezogen, an dem eine zu starke, emotionale Nähe zu anderen besteht oder einer sich verliebt und die feste Partnerschaft gefährdet. Einige stellen dazu die Regel auf, niemals jemanden mehrmals treffen zu wollen. Nicht selten möchten die Partner auch nicht erfahren, mit wem und wie genau sexueller Kontakt besteht. Laut der Theratalk-Studie lebt derzeit etwa 1% der Paare in Deutschland in einer offenen Beziehung, in der neben dem festen Partner andere wechselnde Kontakte bestehen. (Beer, 2018)

Welche persönlichen Gründe haben Menschen nun, um das Konzept der offenen Beziehung in Erwägung zu ziehen oder umzusetzen? Gibt es dafür gute und schlechte, akzeptable und inakzeptable Gründe? Wieso lässt sich hier mittlerweile von einem gewissen Trend reden? Kann dieses Konzept überhaupt funktionieren und kann man abschließend sagen, ob dieses dem klassischen Konzept der Treue über- oder unterlegen ist?

Seit Jahrtausenden ist die monogame und möglichst lebenslange Beziehung zwischen zwei Menschen ein Urprinzip und vor allem Wunschbild unserer Kultur. Auch heute wird dieses Bild noch sehr stark idealisiert und durch Werbung, gesellschaftliche Normen und kirchliche Vorstellungen geprägt und verfestigt. Ein Blick in die Tierwelt und andere Kulturen zeigt, dass Beziehungen auch anders organisiert werden können – von der Monogamie bis in den Tod über den totalen Einzelgänger bis zu einer hierarchischen Polygamie, in der nur bestimmte Mitglieder bestimmte Freiheiten erhalten. Auch beim Blick in die Geschichte unserer westlichen Orientierung wurden Beziehungen auf verschiedenste Art organisiert. Zuletzt gab es insbesondere seit den 1960er Jahren eine Bewegung hin zur freien Liebe und Polyamorie. (Riesterer, 2016)

Es finden sich unterschiedlichste Behauptungen, Studien, andere, die diese wiederum gänzlich wiederlegen oder für nicht wissenschaftlich erklären und vor allem scheint jeder eine Meinung zu diesem Thema zu haben – vom radikal und frei Liebenden bis zum beziehungserfahrenen Pauschal-Ablehner. Eines wird klar: andere Beziehungsformen und besonders offene Beziehungen scheinen im Gespräch zu sein.

Interessanterweise verspüren Frauen und Männer laut Studien gleichermaßen den Wunsch nach einer erfüllten monogamen Partnerschaft (Borde, 2012). Sind es möglicherweise Realität und Ernüchterung, die auf das idealisierte Bild der Partnerschaft folgen und die zum Nachdenken über andere Beziehungsformen anregen? Dass viele sich davon angesprochen fühlen, könnte zumindest dafür sprechen, dass da ein Potential empfunden wird, das für Menschen in Partnerschaften noch nicht ganz ausgeschöpft ist und das aus einer Unzufriedenheit entstehen könnte. Vielleicht ist es genau diese Hoffnung auf Verbesserung des gemeinsamen und eigenen Lebens, die dieses Thema für viele interessant macht, in Kombination mit einer wachsenden Offenheit für verschiedene Lebensformen. Aber welche Beziehung, welches Leben verläuft schon gänzlich ohne Potential für Verbesserung, ohne Möglichkeiten noch mehr rauszuholen? Zufrieden sein zu können, nicht noch mehr rausholen zu wollen, ist eine große Kunst geworden.

Welche Motivation haben Menschen nun dafür eine offene Beziehung leben zu wollen? Für einige kann es tatsächlich ein letzter Ausweg sein, um aus unlösbar empfundenen Situationen der Partnerschaft und aus einer Hoffnungslosigkeit entkommen zu können. Auch Bindungsangst könnte ein Motivator sein sowie die ewige Suche nach Rausch und Anerkennung. Immer wieder soll es vorige Seitensprünge legitimieren oder es geht um sexuelle Langeweile und unbefriedigte Wünsche und Bedürfnisse. Der Partner entschließt sich beispielsweise nachzuziehen, um den anderen nicht unglücklich zu machen oder zu verlieren. Diese ganzen Motive scheinen vor allem ängstlich motiviert und aus „negativen“ oder stressauslösenden Emotionen zu entstehen, wenn man diese bewerten mag. Es gibt nicht wenige Menschen, die sagen: die Motivation, um eine geschlossene Beziehung zu führen, fände ihren Ursprung vor allem in der Angst nicht zu genügen. Unsicherheit, ein Festhaltenwollen und die Angst vor einem verletzten Ego würden Menschen zum Grundgedanken der Monogamie führen. Wenn eine geschlossene Beziehung nun angstgetrieben ist, soll eine offene hingegen auf tatsächlicher, uneigennütziger Liebe zum anderen beruhen? (Borde, 2012; Riesterer, 2016)

Die Angst nicht zu genügen und vor allem nicht geliebt zu werden, wohnt den meisten Menschen inne. Sie stellt einen zentralen Motivator für viele Muster von uns dar, gerade weil Liebe und erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen ein Grundbedürfnis sind. Vielleicht kann das eine feste, monogame Beziehung auf einem Weg erfüllen, der sicherer und langfristiger ist. Und gut möglich ist, dass sie in der Lage ist, ein festerer Anker im Leben zu sein und stärkeren Halt zu geben als es eine offene Beziehung tun kann. Langfristige Sicherheit – genau das ist es vermutlich auch, wonach viele Menschen heute vermehrt ein Bedürfnis verspüren, wenn vieles um uns herum immer unsicherer und schnelllebiger wahrgenommen wird.

Die Intimität und das Vertrauen einer geschlossenen Beziehung sehen sicher einige als klaren Vorteil. Werfen wir einen Blick auf die Dauer und Funktion von Beziehungen in der heutigen Zeit, wird ersichtlich, dass diese erwünschten Dinge auch nicht immer gegeben sind. Vielleicht kann sogar die Hypothese Sinn machen, dass die Partner einer geschlossenen Beziehung mehr Sorge um die Treue des anderen haben könnten. So ließe sich in einer offeneren Form von Beziehung eventuell klarer besprechen, in welcher Form Treue von beiden gewünscht ist. Die Schwierigkeit, immer klar abgrenzen zu können, was an die Grenzen und darüber hinaus geht und was nicht, ist allerdings ebenfalls nicht zu unterschätzen. Beim Thema Liebe und Sexualität sind Grenzen oft fließend. Das erfordert ein großes Vertrauen in das Einschätzungsvermögen des Partners, wenn gewisse Grenzen auch in einer offenen Beziehung nicht übertreten werden sollen.

Die meisten Menschen haben die grundlegende Angst, abgelehnt zu werden und nicht zu genügen. Solche Ängste genau wie Emotionen im Allgemeinen zu unterdrücken oder für den anderen „wegzuargumentieren“, tut niemandem auf lange Sicht gut. In offenen wie geschlossenen Beziehungsformen gibt es Ängste, die mehr oder weniger gefördert werden können. Es gibt Ängste, mit denen wir in einer klassischen Beziehung weniger konfrontiert werden, besonders wenn es um das Ego und Bedürfnis nach Sicherheit geht. Was aber auch davon abhängig ist, ob sie so läuft wie beide es sich vorstellen oder nicht. Nach langjährigen Beziehungen wird aber auch ersichtlich: zum Aufrechterhalten einer geschlossenen Beziehung gehören viel Mut, Durchhaltevermögen, Vertrauen und Verantwortung. Gerade in anderen Kulturen begegnen wir der Annahme, dass Liebe etwas ist, was durch die jahrelange Arbeit miteinander wächst und sich somit erst nach der Hochzeit entwickelt.

Erfahren wir vom Konzept der offenen Beziehung, liegt die folgende Annahme sehr nah: „Dafür sind viel Mut und Selbstlosigkeit nötig“. Wie bereits erwähnt, ist auch ein großes Maß an Vertrauen nötig, wenn dieses Konzept dazu dienen soll die Beziehung zu bereichern und nicht ihr zu entkommen. Jedoch kann auch eine offene Beziehungsform eine Möglichkeit sein, Triggerpunkten zu entkommen, sich vor Verpflichtungen zu drücken und wegzurennen, wenn es mal schwierig wird. Eine andere Art von Ego kann durch dieses Konzept Bestätigung finden, das von Anerkennung verschiedener Menschen lebt oder vom Rausch durch immer neue Reize. Liebe kommt vielleicht nie ganz ohne Angst aus. Jeder darf nach seiner Definition entscheiden, um welche Aspekte von Angst es bei ihm geht und welche er aufgeben möchte.

Für einige Verfechter der offenen Beziehung bedeutet Liebe vor allem auch Freiheiten geben und nehmen können. Vertrauen und Intimität können auch zu mehreren Menschen und in unterschiedlichen Beziehungen möglich sein, obgleich es ganz unterschiedliche Arten gibt diese aufzubauen und zu empfinden. Das zeigt sich schon in freundschaftlichen Beziehungen. Da fällt auf, dass es unterschiedlichste Menschen gibt, die alle etwas Einzigartiges mit sich bringen, was wir schätzen können. Formen von Liebe können zu verschiedenen Personen empfunden werden, unabhängig davon, wie oder wie stark sie in der festen Partnerschaft ausgelebt wird. Es gibt unterschiedliche Arten sich mit jemandem verbunden zu fühlen, wie z.B. emotional, sexuell oder auch auf mentaler Ebene. Somit gibt es auch unterschiedliche Punkte, an denen Eifersucht entsteht.

Der Anspruch für seinen Partner etwas Besonderes zu sein und zu bleiben, ist vielleicht der Ursprung für Gefühle der Eifersucht. Es ist eine Form der besonderen Anerkennung und Bestätigung durch den Partner, die sich Menschen wünschen. Nicht umsonst betreiben wir tagtäglich, immer und überall den sozialen Vergleich mit anderen Menschen, um sicher zu gehen, wo wir stehen und wer wir sind. Diesen ständigen Abgleich betreibt jeder Mensch in unterschiedlicher Form – er hilft uns, uns wertvoll zu fühlen.

Aber soll die Anerkennung darüber erreicht werden, der einzige sexuelle Kontakt zu sein und der einzige Mensch, der begehrt wird? Ist es möglich eine Einstellung zu entwickeln, die andere neben einem selbst akzeptiert und die trotzdem das Gefühl erlaubt für den Partner etwas Besonderes zu sein und besondere Anerkennung von ihm oder ihr zu bekommen? Gerade, wenn jemand der einzige feste Partner für den anderen bleibt, was dem Konzept der offenen Beziehung entspricht, scheint er ja doch etwas Besonderes, Außenstehendes zu haben (insofern die Beziehung nicht nur zweckgebundene andere Funktionen erfüllt, sondern auf Zugewandtheit und Respekt für den anderen beruht). Vielleicht ist es möglich, sein Alleinstellungsmerkmal für den anderen nicht in dem Fakt zu suchen Sexualität nur miteinander auszuleben. Eine Beziehung kann Exklusivität in der emotionalen Nähe, in einer besonders starken Zuneigung und großem Respekt oder in einer intellektuellen Verbundenheit oder auch einer Kombination aller möglichen finden. Partnerschaftliche Liebe muss nicht in allen Bereichen Uneigennützigkeit und Einzigartigkeit voraussetzen.

Haben wir nicht das Gefühl wertvoll zu sein und auch für andere Menschen Sinn zu haben, ist es denkbar schwer, einen stabilen und positiven Selbstwert herauszubilden, der auch die Grundlage jeglicher Beziehungen bildet. Möglicherweise gibt es tatsächlich einen Weg um ohne eine zerstörerische also auch in keiner Weise hilfreichen Form von Eifersucht  in einer offenen Beziehung glücklich sein zu können. Dieser beginnt in jedem der Partner selbst.

Wie kann das gelingen? Die Faktoren, die hier vielleicht entscheidend sind und die in allen Lebensbereichen entscheidend sind, sind folgende: es geht um eine aktiv gelebte Selbstliebe und ein positives und stabiles Selbstbewusstsein. Sind wir in der Lage uns Liebe und Wertschätzung selbst zu geben und auch weitgehend unabhängig von der Bestätigung und Anerkennung anderer ein positives Bild von uns zu haben, so ist das nicht nur für eine klassische Beziehung die beste Grundlage. Es ist insbesondere für eine offene Beziehung, die diese Aspekte auf die Probe stellt, eine essenzielle Voraussetzung.

Die wichtigste Beziehung des eigenen Lebens bleibt immer die zu sich selbst. Ist diese Beziehung im Gleichgewicht, beeinflusst das alle anderen Beziehungen, Einstellungen und auch Abhängigkeiten grundlegend und auf inspirierende Art und Weise. Äußere Einflüsse und andere Menschen wirken weniger bedrohend für das Selbst. So kann eine gute Beziehung zu sich selbst in wichtigen Beziehungen zu anderen tatsächlich Freiräume und Wertschätzung für andere Menschen und Beziehungen ermöglichen.

Somit kommen wir zum zentralen Punkt der Motivation zurück, aus dem eine offene Beziehung hervorgeht. Es gibt angstmotivierte Gründe dafür: Angst den anderen einzuengen, zu verlieren, Angst selber nicht genug zu sein, Angst nicht zufrieden zu sein, Angst sich zu binden, Angst vor Kontrollverlust, sodass eine offene Beziehung vielleicht auch als einer der letzten Auswege gesehen wird. Dies führt vermutlich in einen Zustand, der nicht gerne gelebt wird, Stress freisetzt und an dem eine Beziehung und wir selbst umso mehr scheitern können. Auf der anderen Seite aber können sehr positiv konnotierte Bedürfnisse dahinterstehen.

Das Bedürfnis nach Autonomie, nach Erfahrungen, nach Vielfalt können allesamt auch der festen und beständigen Beziehung zugutekommen. Zum Beispiel in der gemeinsamen Sexualität, in der Anerkennung für den anderen und seine Besonderheiten. Indem jeder umso mehr weiß, warum er mit genau diesem Menschen eine Partnerschaft führen möchte. Freiheiten und Autonomie leben, kann eine Beziehung stärker und lebendiger werden lassen. Der Partner könnte gerade dadurch umso mehr Wertschätzung empfinden und die Nähe des anderen schätzen und einschätzen lernen, wie sie ist. Menschen, die autonom und selbstbestimmt leben, haben oft eine umso stärker inspirierende Wirkung auf andere. Manchmal müssen wir nur den Blick von den Problemen auf die Chancen richten und die Perspektive wechseln. Ist es also möglich eine sinnbringende, offene Beziehung zu führen, die von beiden Partnern wirklich gerne gelebt wird?

Von Zeit zu Zeit hört man von Paaren, die genau das tun und sich dadurch sehr bereichern (wobei hier auch eine berechtigte Frage ist, wie ehrlich die Äußerungen sind). Entsteht eine solche Beziehung aus Wertschätzung für sich und andere Menschen, so besteht eine echte Chance darauf, gemeinsam etwas Positives und Großartiges aus diesem Konzept zu machen. Eine Sicht auf Sexualität, die Sex als etwas Offenes, Flexibles betrachtet, das nicht nur dem festen Partner zuteilwerden muss und nicht mit Liebe gleichgesetzt werden muss, ist dafür entscheidend und sollte bei beiden Partnern übereinstimmen. Dafür ist ein großes Maß an Vertrauen und Einschätzungsvermögen nötig, das auf einer wirklich ehrlichen und stabilen Beziehung basieren dürfte. Das „Warum“ ist letztendlich ein essenzieller Bestandteil dessen, ob solch eine Beziehung bereichernd oder zerstörend gestaltet wird.

So kann sich jeder selbst fragen: „Verfolge ich damit positive Ziele oder weiche ich vielleicht Ängsten aus? Möchte ich mich mit mir und gewissen Herausforderungen beschäftigen und ist es okay mich gewissen anderen Herausforderungen nicht zu stellen? Sehen wir das Konzept einer offenen Beziehung als Bereicherung für beide an oder als einen möglichen Ausweg? Möchte ich vielleicht lieber auf andere Art und Weise mit mir und dem Partner leben und Zuneigung und Liebe zeigen? Auf welche Art suche ich damit Bestätigung, Liebe, Sicherheit und weiteres?“

Nicht umsonst ist dieser Text voll von offenen Fragen. Jeder kann sich selbst mit diesem Thema und aufkommenden Fragen beschäftigen indem er sich mit sich selbst und seiner Beziehung auseinandersetzt. Eine abschließende, pauschale Aussage darüber, welches Konzept das Bessere oder Schlechtere ist, muss nicht sinnvoll sein. Und zwar aus dem Grund, dass es hier auf die Gestaltung und Motivation einer Beziehung und noch viel mehr auf den Umgang mit sich selbst ankommt. Es macht wenig Sinn, eine klare Bewertung abzugeben. Zu oft ist Bewerten das Gegenteil von Lernen, das Gegenteil von Weiterentwicklung.

Die abschließende Frage also könnte lauten: „Macht es für mich und für meine Beziehung Sinn?“ Für die meisten Menschen unserer Kultur ist es einfacher in einer klassischen Beziehung glücklich zu werden und wenn ein Paar es schaff,t diese langfristig und funktionierend aufrechtzuerhalten, viel Sinnerleben, Bereicherung und Glück daraus zu ziehen. Das Ausmaß der Selbstgeklärtheit und der Faktoren, die bei beiden Partnern übereinstimmen müssen, damit eine offene Beziehung funktioniert, ist für viele Menschen groß.

Letztendlich sind Herausforderungen in allen Beziehungsformen gegeben, jedoch auf andere Art. Sie können inspirierend sein, bergen großes Entwicklungspotential und unglaublich viel Spaß und eine Fülle an Erfahrungen und Erkenntnissen über sich selbst als Mensch und andere Menschen. Vielleicht muss sich jeder nur entscheiden, welchen Herausforderungen er sich lieber stellen möchte. Es gibt nicht eine Art Zuneigung zu zeigen, nicht eine Art Liebe auszudrücken oder einen Grund aus dem Liebe ausgelebt werden möchte. Es gibt Menschen, für die Liebe vor allem ein Gefühl von Sicherheit und Schutz ist, andere, für die dahinter ein Bedürfnis von Anerkennung oder Akzeptanz steht und wiederum gibt es Menschen, die Liebe als solche einfach erfahren wollen. Auch gibt es Menschen und Beziehungen, deren Funktion oder Ziel vielleicht etwas ganz anderes ist als so etwas wie Liebe zu spüren und zu geben.

Wichtig ist zu erfahren und zu kommunizieren: „Was für ein Mensch bin ich und was für ein Mensch bist du?“, um dann das zu tun was für beide Glück bringt und Sinn macht.

Am Ende kann sich jeder weniger fragen „Welche Beziehungsform macht mich glücklich?“, denn eine Beziehung ist niemals imstande einen Einzelnen glücklich zu machen – das kann jeder Mensch ausschließlich selber tun. So wäre es demnach sinnvoller, sich einfach und viel häufiger zu fragen „Wie kann ich selber mich glücklicher machen? Und was ist für mich eine glückliche Beziehung, in der ich mich glücklich machen kann?“. Dann haben Beziehungen eine echte Chance und bergen großes Potential für uns alle.

 

Quellenverzeichnis

https://www.dasgehirn.info/handeln/liebe-und-triebe/liebe-ein-grundnahrungsmittel

http://offenlieben.de/13-formen

https://www.theratalk.de/studie_offene_partnerschaft_beziehung.html

https://compassioner.com/allgemein/paerchen-single-polyamorie-beziehungen/

http://beziehungsgarten.net/blog/tag/monoamorie